Hirnspuk

Irland – 11. Tag – Ring of Kerry

Wir haben uns vorab entschieden, heute den Ring of Kerry mittels Busreise zu erkunden.

Es gibt in Killarney eine Unmenge an Bustour-Anbietern, die private oder öffentliche Touren anbieten. Der Preis variiert bei jedem Anbieter ein bisschen und irgendwie scheint hinter einigen unterschiedlichen Angeboten und Preisen oft exakt die selbe Tour bei ein und dem selben Anbieter zu stecken – zumindest wenn man liest, an welcher Adresse man sich einfinden soll (bei meinen Recherchen zuhause habe ich zwei Adressen in ganz Killarney gefunden).
Wir haben uns für Deros-Tours entschieden und damit wohl einen der Hauptanbieter getroffen, der 22 EUR pro Person berechnet. Beim Buchen vor ein paar Wochen haben wir noch bedenken, da noch 40 Plätze – also wahrscheinlich der ganze Bus – frei waren.

Nachdem wir vor zwei Tagen bereits die Tickets abgeholt haben, finden wir uns heute morgen dann um kurz nach 10 Uhr am vereinbarten Ort ein, und sehen hier bereits vier Busse verschiedener Größe und einige Fahrgäste herumstehen. Nun ist die große Frage: „Welcher Bus ist unserer?“
Klar ist, hier starten mindestens drei verschiedene Touren. Da im Büro ein riesiges Chaos herrscht, da die meisten ihre Tickets nicht vorab abgeholt haben, besteigen wir einfach einen Bus und fragen die bereits sitzenden Gäste, wohin sie fahren, sie antworten verschiedene Routen – da stimmt etwas nicht. Es stellt sich raus, dass wir aber im richtigen Bus sind und ein paar andere falsch.

„We are jam-packed“, lässt die Tourbüro-Mitarbeiterin sichtlich gestresst verlauten und so bekommen manche spät ankommenden Gäste keine Plätze nebeneinander mehr – und wir hatten vorher die Befürchtung, die Tour könne ausfallen – unnötig.

Schließlich geht es in der Sardinenbüchse los – nein, es ist kein alter Bus, sondern ein neuer, aber eben komplett voll und eng – und werden gleich darauf tiefgekühlt. Der Hinweis, dass die Temperatur gleich besser werden sollte, zusammen mit der Entschuldigung, dass der Bus sich beim Stehen immer so aufheizt, war aus unserer Sicht recht unsinnig – die Temperatur war doch gut?!

Während der teils holprigen Fahrt bekommen wir allerlei Informationen über die Region erzählt – so, dass wir sie uns merken müssen – mindestens vier Mal hintereinander immer die gleiche Aussage.

Wir kommen durch einen Ort, in dem einmal im Jahr die „Puck-Fair“ gefeiert wird und das schon so lange, dass sie dort meinen, es sei das älteste Festival überhaupt. Worum geht es bei dieser 3-Tage-Feier? Ein Wilder Ziegenbock („Puck“) wird gefangen und drei Tage lang zum König gemacht … und die Feierwütigen werden bei von 7:00 Uhr bis 4:00 Uhr geöffneten Pubs selbst zu Ziegen. Woher die Tradition kommt, weiß wohl keiner mehr so genau – verrückte Menschen.

Unser erster Stop ist dann eine Toilettenpause an der Kerry Bog Village, hier könnten wir – gegen Eintritt – 20 Minuten durch ein nachgebautes Dorf hechten, oder aber in einem etwas überteuerten Gift-Shop einkaufen und im Pub einen Irish Coffee trinken – den unseres Wissens kein Ire je trinken würde.

Weiter geht es durch eine schöne Landschaft mit Bergen, Seen und natürlich dem Atlantik. Zwischenzeitlich werden immer mal kurze 10 Minuten Stops eingelegt, um ein paar Fotos zu schießen und dann immer auf die selben Leute zu warten, die sich verspäten – diese Mitfahrer gibt es sicher immer bei solchen Touren.

Die Landschaft zeichnet sich durch viele Torffelder, erstaunlich viele Bäume (im Gegensatz zu dem bisher von uns gesehenen), viele verlassene Häuser und Ruinen und eine Masse an Rhododendron aus.

Der nächste Stop soll ca. 35-40 Minuten dauern … ein Besuch bei einem Schäfer der für „nur“ 5 EUR pro Person zeigt, wie er mit seinem Hund seine Schafe hüten kann – das macht er mit 3-4 Bussen gleichzeitig – sicher ein Spaß. Es sind laut Aussage des Busfahrers angeblich auch die am besten investieren 5 EUR – wir aber ziehen als vermutlich einzige vor, die Zeit zu nutzen ein paar Postkarten zu schreiben. Beim Schreiben vergeht die Zeit blitzartig und wir haben nicht mal die Hälfte der Postkarten fertig, als es wieder weiter geht. Vor dem Besteigen des Busses sehen wir dann auch kurz die Schafe, sie werden von einer Frau, die mit einem „Stop“-Schild die Autos aufhält, über die Straße gelassen.

Ein kurzer Viewingpoint mit echt schöner Aussicht noch, an dem wir entdecken, dass es sich hier um ein Dark Sky Reserve handelt, in dem es wenig Lichtverschmutzung gibt, und das sich daher gut zum Sterne schauen eignet, soweit es nicht gerade bewölkt ist.

Und schon kommt der nächste längere Halt – 45 Minuten zum Essen im Scarriff Inn, ein absolut nicht zu empfehlendes Restaurant, welches im Mensa-Stil, aber immerhin mit sehr schöner Aussicht, sein Essen im Sekundentakt an die Bus-Massen bringt. Zumindest vom Preis her liegt dieses Restaurant im normalen Bereich, vom Geschmack her ist es unserer Meinung nach aber eher unterdurchschnittlich.

Nach dem Essen geht es weiter mit einem Halt am Ladies View und in Sneem, einer sehr nett anzuschauenden kleinen Stadt mit schönen durchs Wasser geformten Felsen. Während der Fahrt lässt uns der Busfahrer seiner Aussage nach „einfach mal die Landschaft genießen“ und beschallt uns sogleich mit schmalzigem Irland-Musik-Geplänkel in einer Lautstärke, die wir auf keinen Fall ignorieren können.

Die Straßen des Ring of Kerry sind unserem Gefühl nach insgesamt nicht sonderlich schmal – breiter als auf der Dingle Peninsula in jedem Fall –, außer im National Park, hier wird es zeitweise verdammt eng.

Zurück in Killarney sind wir dann gegen 17 Uhr, und können freundlicher Weise etwas früher aussteigen, um schneller zu unserer Unterkunft zu kommen. Das ist auch gut so, denn dieser Tag war für uns irgendwie anstrengender als die bisherigen Tage.

Allgemein kann man sagen: Das praktische an der Bustour ist, dass man selbst nicht fahren muss, alles in Ruhe anschauen kann und dazu noch ein paar Hintergrundinformation bekommt. Schade oder unpraktisch bei einer solchen Tour finden wir, dass wir eben nicht an schönen Ecken mal etwas länger bleiben oder spontan einfach mal anhalten können, und stattdessen Stops eingelegt werden, die für uns unnötig/uninteressant waren. Dazu kommt, dass Fotos aus dem Bus heraus leider nur schwierig möglich sind, da die Scheiben getönt sind und es oft stark spiegelt – sorry, da müsst ihr in der Galerie jetzt durch.
Hier muss jeder selbst wissen, ob dass das Richtige ist. Für uns war es mal etwas anderes und auch schön, aber wohl erstmal das letzte mal in dieser Art.

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