Hirnspuk

Barcelona Tag 4.1 – Casa Milà und andere besondere Häuser

Für heute haben wir nicht zu viel geplant, denn der Tag wird lang, schließlich ist Silvester und das will hier in Barcelona gefeiert werden. Wir brechen erst um knapp halb 12 Uhr auf und fahren ein paar Stationen mit dem Bus. Nach ein paar Metern zu Fuß erkennen wir bereits von weitem das erste Sight, das wir besuchen möchten. Wir erkennen es aber nicht etwa an einem markanten Gebäude, sondern an sich quetschenden Touristen-Massen auf dem Gehweg. Wir fühlen uns 100% bestätigt in unserer Entscheidung, das Casa Batlló nur von außen besichtigen zu wollen.

Wir machen ein paar Fotos – auch vom daneben liegenden Casa Amatller (Katalanischer Modernismus), also dem laut Wikipedia „Häuserblock der Zwietracht“. Anschließend besuchen wir dann noch den (kostenlos zu betretenden) Symbolic Store des Casa Batlló, durch den die Besucher des Hauses am Ende auch geleitet werden. Hier sehen wir auch ein wenig von der Architektur und den Farben, die Gaudi bei diesem Haus verwendete. Dann aber schnell wieder raus.

Unser Weg führt und ein paar Minuten in nördlicher Richtung, bis wir vor dem Case Milà stehen, denn dieses wollen wir von innen besichtigen. Von außen sieht dieses Gebäude für uns jedoch nicht ganz so ansprechend aus. Hier müssen wir nicht in einer Warteschlange warten, unsere Rucksäcke werden durchleuchtet und dann bekommen wir auch schon einen Audio-Guide. Auch wenn wir uns in den anderen Häusern gegen Audioguides entschieden haben, stellt sich der Guide hier als sehr hilfreich heraus. Nur die Kopfhörer, die wir ständig (halb) auf haben, nerven ein bisschen. Das System können wir per Hand steuern, aber es startet den Informationstext auch automatisch, wenn wir in einen neuen Bereich kommen.

Die Räume selbst sind eigentlich recht unspektakulär, was es hier ausmacht sind die Zusatzinformationen, die wir über den Guide erhalten. So erfahren wir, mit welchen Gedanken welche Räume geplant wurden und welche Innovationen Gaudi eingebracht hat. Persönlich finde ich das Dachgeschoss am interessantesten, dieses war zum Trocknen von Wäsche – also nicht zur Wohnnutzung – und als Wärmepuffer gedacht. Das besondere ist die spezielle Walrippenstruktur: Das Dach besteht aus unzähligen, recht dünnen Backsteinbögen, die alle unterschiedliche Höhen und Winkel besitzen und nur mit der Hauptstrebe am First verbunden sind. Die unterschiedlichen Größen werden sich auch auf dem Dach widerspiegeln.

Sehr faszinierend ist auch eine Bauart, die Gaudi zum Erstellen vieler seiner Strukturen, wie auch dem Park Güell, den wir morgen besuchen werden, aber auch der Sagrada Familia verwendet hat. Nach Zeichnung des Grundrisses hat er diesen an die Decke gehängt und dann mittels Fäden oder Ketten den Verlauf der Streben erstellt. So entstehen die sehr unterschiedlichen, aber natürlichen Verläufe der Streben, die er über einen Spiegel am Boden gut abzeichnen konnte. Dieses Vorgehen, die Schwerkraft zur „Berechnung“ der optimalen Stützverläufe zu verwenden, ist wohl zu dieser Zeit einzigartig.

Neben der Architektur hat Gaudi auch individuell Möbelstücke und andere Teile für die Wohnungen angefertigt und war dabei wohl mit ein Pionier der heutigen Ergonomie. So baute er z.B. passend geformte Stühle/Bänke. Seine Herangehensweise beim Entwerfen war teils einfach aber sehr effektiv: So entwarf er die Form von Griffen und Knäufen, indem er einfach in eine weiche Gipsmasse griff und diese so an die menschliche Handform anpasste.

Auf dem Dach erwarten uns dann mehrere Ebenen, die mit unterschiedlichen Treppen verbunden und um die zwei Innenhöfe des Gebäudes angeordnet sind. Es gibt mehrere Türme unterschiedlicher Form, die als Auf-/Abgang auf das Dach genutzt werden können. Daneben sehen wir die Schornsteine, die versteinerten Kriegern ähneln und für die Besucher leise Gedichte rezitieren (auf Spanisch, Katalanisch und Englisch) – etwas weird. An verschiedenen Stellen des Daches finden wir dazu noch Klanginstallationen zu Feuer, Erde, Wasser und Luft.

Nach unserem Besuch des Daches inkl. 360°-Blick beginnt der 8-Stockwerke-hohe Abstieg und wir können uns noch einmal die Innenhöfe von unten im Detail betrachten. Hier hat Gaudi mit verschiedenen Farben, Bildern und Mustern eine sehr schöne Wirkung erzeugt. Auch sehen wir eine weitere Besonderheit: Das „La Pedrera“, wie Casa Milà eigentlich heißt, ist das erste Haus am Prachtboulevard „Passeig de Gràcia“, das mit einer Tiefgarage für Kutschen und später Autos aufwarten konnte. Ein weiterer interessanter Fakt zum Gebäude ist, dass es keine tragenden Wände enthält, sondern einzig von Säulen gestützt wird. Dabei ist die Fassade selbsttragend und mit Metallstreben mit dem Innenleben verbunden.

Nach etwa 2 Stunden Besuch verlassen wir das Haus und ziehen weiter in Richtung „Casa de les Punxes/Casa Terrades“. Nach wenigen Minuten erreichen wir das Gebäude im Stil des katalanischen Modernismus, das sich auf den zweiten Blick als riesig entpuppt: Es ist im Prinzip ein ganzer Häuserblock. Wir laufen einmal um das Haus herum und uns gefallen besonders die floralen Muster und Kacheln.

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