Heute geht es zurück nach Selfoss, hier waren wir am 2. Tag nur zum Einkaufen, heute wollen wir auch die Stadt anschauen. Aber eins nach dem anderen. Wir brechen gegen 11 Uhr bei recht heftigem Wind auf, passieren nach etwa einer Stunde zunächst Selfoss, legen hier nur eine kurze Tankpause ein und fahren weiter zum Kerið Kratersee.
Dort angekommen, haben wir es sogar schwer, die Türen des Autos zu öffnen. Ich bin zuerst draußen und rufe zu Tine rein, dass sie sich alles anziehen soll, was sie greifbar hat, denn die Windstärke ist enorm. Trotz heftigen Windes und starker Böen wollen wir uns den Kratersee anschauen, so zahlen wir unseren Eintritt und beginnen damit, um den Kraterrand zu laufen. Zunächst geht das noch recht gut, auch wenn der Sand nervt, der uns in die Augen geweht wird.
Grob nach der Hälfte der Umrundung wird es heftig. Wir sehen andere Besucher, die am Boden sitzen, um dem Wind zu trotzen. Ich möchte gerne ein Foto machen und laufe dazu aus dem Windschatten, in dem wir uns gerade befinden, etwas nach vorne und kann mich nur noch stark nach vorne gelehnt gegen den Wind stemmen. Es ist kurz davor, dass mich die Böen auf dem losen Untergrund wegschieben. Zum Glück ist die Windrichtung so, dass wir vom Kraterinneren weg gedrückt werden, sonst wären wir hier wohl eher gekrabbelt.
Wir warten, dass der Wind ein wenig nachlässt, und kämpfen uns dann vorwärts, dabei werden wir vom Wind hin und her gerissen, die Jacke knattert lautstark vor sich hin und Tines Mütze und Stirnband werden ihr ins Gesicht gedrückt. Ich stemmen mich in den Wind und versuche, uns zu halten, damit Tine dafür sorgen kann, dass sie wieder etwas sieht, dann weiter … an einem kleine Steinansatz einmal in die Knie und kurz in Deckung gehen, dann weiter. Nach etwa 35 Minuten sind wir wieder sicher am Auto. Ich entscheide mich, noch kurz hinunter an den Kratersee zu laufen – hier bin ich dann zum Glück etwas vom Wind geschützt.
Leider habe ich keine offiziellen Windgeschwindigkeiten direkt vom See, eine Messstation in der Nähe zeigt mir aber Böen an der Grenze von Bft 9 und 10 an – das passt auch von den Beschreibungen her (in Selfoss sehen wir später, dass hier geschlossene Schirme umgefallen und Stühle eines Cafés durch die Gegend geflogen sind).
Insgesamt ist der Krater schon echt schön anzuschauen und sicher einen Besuch wert, wenn man nicht gerade weggeweht wird. Wir haben aber die Schnauze voll vom Wind und so fahren wir in ein paar Schlangenlinien (das Auto war noch gut zu halten, nur geradeaus fahren war teils schwierig) zurück nach Selfoss.
In Selfoss wollen wir die neu aufgebaute Altstadt besichtigen. Der Bereich, in dem die Altstadt historisch restauriert wurde, ist sehr schön anzusehen – obwohl wir auch hier, je nach Ecke, eher umhergeschoben werden, als freiwillig zu laufen. Wir entscheiden uns, erst einmal in die alte Milchfabrik (jetzt Food Hall) zu gehen und uns hier ein Mittagessen zu suchen.
Wir landen bei einer Pizzeria, bei der wir noch knapp das Mittagsangebot erwischen. Pizza mit Mozzarella, Pilzen, Kartoffeln und Trüffel-Öl soll es sein – wie sich die Mascarpone hier noch drauf verirrt hat, wissen wir nicht. Leider ist sie nicht, wie von uns erwartet, auf Tomatensoßenbasis, aber gut, mal etwas neues kennen gelernt. Der Teig war auf jeden Fall gut :)
Die Stadtbesichtigung selbst halten wir dann auch eher kurz, zum einen ist der Altstadt-Bereich nicht sonderlich groß, zum anderen ist der kalte Wind einfach nur noch anstrengend. Wir besuchen lieber noch zwei Geschäfte und fahren anschließend zum Einkaufen, dann zur Unterkunft.
Die Fahrt zur Unterkunft gestaltet sich auch etwas abenteuerlich – nein, nicht wegen des Windes, sondern weil es die Ausfahrt, die Google nutzen will, einfach nicht gibt … etwas hin und her und wir finden eine Straße, die uns dann auch auf die Zielgerade führt. Das Strýta Apartment 3 ist ein nettes, kleines 1-Raum-Apartment auf einem Pferdehof direkt an der Weide. So können wir durch die große Fensterfront 5 Fohlen und 6 Islandpferde-Stuten dabei beobachten, wie sie seelenruhig dem Wind trotzen und umher tollen.
Am Abend probieren wir das erste mal Rúgbrauð, also isländisches Roggenbrot, denn das soll man mal gegessen haben, und sind sehr überrascht: Es ist verdammt süß, fast schon wie ein Kuchen … das hätten wir definitiv nicht erwartet.