Und schon wieder ist eine Nacht vorbei, bei Solvillan bekommen wir ein ausgiebiges Frühstück als Box im Kühlschrank: Toast, Roggenbrot, Käse, Schinken, Tomätchen, Eier (die wir uns nach Belieben zubereiten dürfen), Äpfel, Erdbeer-Joghurt, Müsli, Milch und Apfel-Johannisbeer-Trinkpäckchen stehen uns zur Verfügung und erlauben es uns, auch schon zwei Brote fürs Mittagessen zu schmieren.
Dann brechen wir schließlich auf in Richtung Nagu. Bevor wir Korpo verlassen, legen wir noch einen Halt beim „Barefoot Path“ ein, nicht wie der Name suggeriert ein Pfad zum Barfuß laufen sondern ein Waldkunstpfad. Dieser wurde 2022 in Schlaf versetzt, um die Besucherzahl zu reduzieren, die Natur etwas zu schonen und nötige Reparaturen vorzunehmen. Wir sind so frei und starten den Weg dennoch und wollen einmal sehen, was hier noch so zu finden ist. Außerdem sieht es so und so nach einem schönen kleinen Pfad durch die Natur aus. Wir kommen an einem „Baum-Horn“, einer großen Installation mit im Wind schwingenden Holzsegeln, einem zusammengenähten Baum, vielen Spiegeln, einem Totenkopf und Knochen, die aus einem Fels ragen und vielem mehr vorbei.
Nach der kleinen Runde geht es dann weiter zur Fähre auf eine der größeren Inseln des Archipelagos: Nagu. Die Fähre kommt gerade an, als wir sie erreichen, also perfect timing. Aber sie wäre so und so alle 15-30 Minuten gefahren. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten, die wir dazu nutzen unser nächstes Ziel im Navi einzugeben. Wir wollen erst einmal zu einem Aussichtsturm auf dem Vargberget (Wolfsberg).
Wie so oft werden die Straßen, je näher wir an unser Ziel kommen, kleiner und kleiner, bis wir vor einem Durchfahrt-Verboten Schild stehen. Naja … dann halt den Rückwärtsgang eingelegt und die 100 Meter zurück, denn hier gibt es eine Parkmöglichkeit. Rucksäcke auf und los geht es. Zunächst laufen wir einen Schotterweg durch eine recht junge Aufforstungsfläche, bis wir dann wieder auf die altbekannten Felsen kommen – hier ist es deutlich angenehmer zu laufen. Auf dem Hügel angekommen, sehen wir eine keine Schutzhütte, mehrere Picknicktische und den Aussichtsturm, den wir auch sogleich besteigen. Wir können über die weiten Wälder der Insel blicken und in der Ferne sehen wir den mittlerweile so gewohnten Anblick des Meers mit kleineren Inseln – einfach schön. Am Fuß des Turms grüßen wir noch das hier lebende Watte-Schaf in seinem Haus, bevor wir den Rückweg zum Auto antreten.
Weiter geht es in den Ort, der der Insel ihren Namen gibt: Nagu. Hier besichtigen wir – wen wundert’s – eine alte Kirche, in die wir zunächst aber nicht hineinkommen. So laufen wir ein bisschen umher und gehen kurz beim Sale einkaufen, essen unser Mittagessen und dann ist die Tür der Kirche auf einmal offen. Auch hier finden wir an den Decken Malereien, aber nicht so „steinzeitlich“ wie in Korpo.
Wir haben auch schon kurz vor 15 Uhr, also fahren wir zu unserer Unterkunft. Die nächsten zwei Nächte dürfen wir in einer großzügigen Cabin mitten im Wald übernachten. Wir biegen in einen Schotterweg ab und sollen uns immer rechts halten. Am Parkplatz angekommen, wundern wir uns erst einmal, dass hier etwas „Gerümpel“ rum steht, eine Holztreppe führt uns dann aber in unsere Natur-Oase. Zum Holzhaus gehört eine große Terrasse mit Gasgrill, eine „Wohnzimmer/Küche-Kombi“ mit riesigem Fenster und Kaminofen sowie zwei Schlafzimmer, wobei eines nur von außen erreichbar ist. Natürlich gibt es auch ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, dies ist aber eine Verbrennungstoilette, die alle Hinterlassenschaften bei 550 °C zu Asche werden lässt … etwas seltsam, aber sicher ein Erlebnis. Ein paar Meter weiter steht dann ein weiteres Holzhaus mit Holz-Sauna und Ruheraum. Und das alles privat und nur für uns.
Eigentlich hatten wir überlegt hier das Saunieren mal auszuprobieren aber heute ist es hier so was von warm und die Sonne brennt teils regelrecht auf uns nieder, dass wir uns das aktuell so gar nicht vorstellen können. Mal schauen was morgen bringt.
Nach etwas Entspannung entscheiden wir uns spontan, nochmal kurz zum Sale zurück zu fahren, um etwas zum Grillen zu kaufen. Leider ist die Auswahl ohne Chili etwas eingeschränkt, so greifen wir letztendlich (für 2x Grillen) ganz dekadent zu einem ganzen Schweinefilet in Marinade, ein Aufbackbaguette, eine Gurke, Hummus und Leipäjuusto – ein lokaler Käse, der sowohl kalt im Salat als auch warm gegessen wird. Er ist Haloumi ähnlich, aber etwas weicher und leicht süßlich.
Grill an, Filet in Medallions schneiden, Gurkensalat (zum Glück gibt es hier Essig, Öl und ein paar Kräuter) und los geht der Spaß. Das Fleisch, der in Alufolie gepackte Käse und das Brot sind im Grill schnell fertig und wir können unser Abendessen auf der Terrasse bei strahlendem Sonnenschein genießen. Da die Sonne hier deutlich später als in Deutschland untergeht, fühlt es sich für uns eher wie Nachmittag an, so sitzen wir dann noch bis etwa 21 Uhr draußen, schreiben am Blog und genießen die Umgebung. Dann wechseln wir doch fluchtartig nach drinnen – seit heute scheinen langsam die Mücken zu kommen, bisher hatten wir damit noch gar kein Problem, aber schon vorhin am Waldkunstpfad wurden die Biester etwas penetrant. Wir sind uns nicht sicher, ob sie schon stechen, ausprobieren wollen wir das aber auch nicht.
Diese Unterkunft ist einfach genial. Dazu noch in der absoluten Natur gelegen. Phantastisch!